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Nishi-Awa: Genießen Sie das langsame Leben in naturbelassenen Dörfern über den Wolken

Nishi-Awa: Genießen Sie das langsame Leben in naturbelassenen Dörfern über den Wolken

Hoch aufragende, von Wäldern bedeckte Berge und wolkenverhangene Täler verbergen eine der unerforschtesten Regionen Japans: Nishi-Awa mitsamt seinen alten Dörfern inmitten einer unberührten Landschaft. In dieser Bergregion, in der noch die Atmosphäre des alten Japan spürbar ist, lebt man traditionell und einfach, im Einklang mit der Natur. Zu den Reizen der Region gehören die über die Jahrhunderte erhaltenen Naturschönheiten und die von Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaften. Dazu kommen die einzigartigen, aus früheren Zeiten überlieferten Anbaumethoden und die gastfreundlichen Einheimischen, die gerne die Schönheit ihres ursprünglichen Lebensstils mit der Welt teilen. Ich bin fasziniert von dieser reichhaltigen Kultur und habe mich deshalb zu den außergewöhnlichen Menschen von Nishi-Awa begeben, um mehr darüber zu erfahren!

Entdecken Sie Japans ursprüngliche Landschaft in der wunderbar erhaltenen Natur und Kultur von Nishi-Awa

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Als die Landschaft allmählich enger und abschüssiger wurde, wusste ich, dass ich die Täler von Nishi-Awa erreicht hatte. Diese Region wird auch oft als Japans „Togenkyo“, das verborgene Paradies, bezeichnet. Es ist ein Ort, an dem die Natur- und Kulturlandschaften im Laufe der Zeit perfekt erhalten geblieben sind, so dass man die ursprüngliche Atmosphäre und Landschaft Japans hautnah nachempfinden kann. Je weiter ich in Richtung Nishi-Awa vorstieß, desto mehr fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt. Die traditionellen Dörfer, die auf den Berggipfeln erhalten geblieben sind, das üppige Grün und die rauen Schluchten mit ihren unberührten Gewässern begleiteten mich den ganzen Tag über.

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Nishi-Awa liegt im Nordwesten der Präfektur Tokushima und besteht aus zwei Städten und zwei Ortschaften: Die Stadt Mima, die Stadt Miyoshi, die Kleinstadt Tsurugi und die Kleinstadt Higashimiyoshi. Die Region ist mit reichlich unberührter Natur gesegnet. Über 80 % der Fläche sind von Wäldern bedeckt, die im Norden von den Asan-Bergen und im Süden von den Shikoku-Bergen eingerahmt werden.

Nishi-Awa wird auch von den Flüssen Yoshino und Iya durchquert, die für ihre majestätische Schönheit bekannt sind. Die Region bietet viele beeindruckende Sehenswürdigkeiten: Zum Beispiel die Hängebrücke Iya-no-Kazurabashi, die komplett aus einem Rankengewächs geformt wurde und vermutlich seit der späten Heian-Zeit (794–1185) existiert, oder auch das spektakulär steile Iya-Tal mit seinen faszinierenden Schluchten von Oboke und Koboke, deren zerklüfteten Felswände wie aufragende Skulpturen wirken. Nishi-Awa entwickelte sich während der Edo-Zeit (1603–1867) aufgrund seiner Flüsse zu einem florierenden Verkehrsknotenpunkt und einem bedeutenden Produktionsstandort für hochwertige, mit Indigo gefärbte Produkte.

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Die Einheimischen haben gelernt, in vielerlei Hinsicht harmonisch mit der Wildnis von Nishi-Awa zu koexistieren. Das Gebiet wurde vom Ministerium für Land‑ und Forstwirtschaft und Fischereiwesen als „Malerische Landschaft für Ernährung und Landwirtschaft“ ausgezeichnet. Das landwirtschaftliche System mit seinen Steilhängen wurde als „Globales wichtiges landwirtschaftliches Erbe“ eingestuft. Dieses Anbausystem an Steilhängen wird in der Region seit über 400 Jahren praktiziert, und zwar an Hängen, die bis zu 40 Grad steil sind. Dabei wird das von den Wiesen von Nishi-Awa gesammelte Stroh auf die Felder gepflügt, um den durch Wind und Regen verursachten Bodenabtrag zu minimieren, und dasselbe Stroh wird als nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Dünger verwendet.

Sora-no-Sato: Tauchen Sie in den Lebensstil des alten Japan ein

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Das Leben und Arbeiten in Nishi-Awa hat sich kaum verändert, weshalb es auch von der Japanischen Tourismusbehörde als eine von Japans 13 „Tourismus-Zonen“ zertifiziert wurde. Nishi-Awa vermittelt der Welt die Einzigartigkeit Japans. Durch Reise- und Aufenthaltsprogramme, die das Beste aus der unberührten Natur und der einzigartigen landwirtschaftlichen Kultur hervorheben, bietet Nishi-Awa den Besuchern die Möglichkeit, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten und die traditionelle Kultur auf eine Art kennenzulernen, wie es sonst nirgendwo in Japan möglich ist.

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Kominka Yado Koya

Das Tourismusbüro „Sora-no-Sato“, das diese neue, authentische Art des Erlebnistourismus fördert, verdankt seinen Namen dem Umstand, dass die Bewohner der städtischen Gebiete in Tokushima die höchstgelegenen Gebiete der Präfektur früher mit dem Wort „Sora“ bezeichnet haben, was auf Japanisch „Himmel“ bedeutet. „Sora-no-Sato“ bedeutet also „Dörfer des Himmels“. Sora-no-Sato möchte den Besuchern von Nishi-Awa so die Vorteile und Schönheiten des Landlebens näher bringen – etwas, das die meisten Menschen heutzutage nicht mehr kennen. Diesen Menschen möchte man zeigen, wie positiv sich ein einfacher Lebensstil auf dem Land auf die Stimmung auswirken kann.

Das Tourismusbüro Sora-no-Sato hat also einen Raum des Austauschs geschaffen: Die traditionelle landwirtschaftlich geprägte Kultur von Nishi-Awa soll den Besuchern hier näher gebracht werden. Besucher können die Bergdörfer und Felder von Sora-no-Sato kennenlernen, indem sie auf Bauernhöfen übernachten und an Bildungsreisen sowie Seminaren teilnehmen, die von Bewohnern von Nishi-Awa geleitet werden.

Kominka Yado Koya: Erleben Sie das Leben der einheimischen Familien in einem versteckten Bauernhaus in den Bergen

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Im Iya-Tal von Nishi-Awa verbrachte ich einen Aufenthalt bei einer einheimischen Familie, den Nakayamas, auf einem traditionellen Bauernhof. Ihr Bauernhaus, das „Kominka Yado Koya“ genannt wird, liegt an einem Berghang zwischen den spärlichen Häusern eines versteckt gelegenen Dörfchens. Es ist ein etwa 100 Jahre altes, volkstümliches Wohnhaus mit massiven Holzwänden, einem Strohdach und pechschwarz schimmernder Inneneinrichtung.

Das prächtige Haus war vorübergehend unbewohnt und wurde von seinem jetzigen Besitzer, Shinsuke Nakayama (oder „Shin-san“, wie er darauf bestand, dass ich ihn nenne), wieder zum Leben erweckt. Er hat das Haus geerbt und behutsam renoviert, um die Atmosphäre der alten Zeit, die dieses wertvolle Familienerbstück ausstrahlt, so gut wie möglich zu erhalten. Er erhofft sich, dass die Gäste es wie das Haus eines Freundes besuchen und die Ruhe, die das alte Gebäude und seine unberührte Umgebung ausstrahlen, in sich aufnehmen können.

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Da nur eine Gruppe pro Tag im Kominka Yado Koya übernachten kann, war meine Zeit dort geprägt von schönen Momenten mit den Nakayamas. Als ich in den Alltag der Familie und die für einen Bauernhof typischen Aufgaben eingetaucht bin, habe ich aus erster Hand erfahren, wie die Einheimischen leben: mit einem Lebensstil, der die Natur nur wenig belastet, und mit einer Weisheit, die sie von ihren Vorfahren in die heutige Zeit übernommen haben. Dabei machen sie das Beste aus der rauen und doch ergiebigen Berglandschaft von Nishi-Awa.

Der Aufenthalt bot auch viel Raum zur Besinnung. Nachts, in der absoluten Stille, lernte ich, dass die Sterne in der klaren Luft von Nishi-Awa mit unvergleichlicher Helligkeit leuchten. Und in dem Bad, das ich vor dem Schlafengehen nahm, verströmte frisch gepflückte „Yuzu“-Zitrone einen süßlichen Duft, der mich in die heilende Kraft der Natur von Nishi-Awa eintauchen ließ.

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Der Aufenthalt im Kominka Yado Koya folgt dem Rhythmus der wechselnden Jahreszeiten. Von der Gemüse- und Obsternte bis hin zum Teepflücken gibt es eine Vielzahl von Aufgaben, bei denen die Besucher mithelfen können. Da ich viele dieser Aufgaben noch nie zuvor gemacht hatte, war jede einzelne von ihnen super interessant für mich.

Ich hatte auch ausreichend Gelegenheit, meine Kräfte wieder aufzutanken. Allein durch das Sitzen vor dem Garten und der Ausblick auf das majestätische, herbstlich gefärbte Tal, das sich unter mir ausbreitete, hatte schon eine erholende Wirkung auf mich. Dort zeigte mir Shin-san auch, wie die kleinen Vögel aus der Umgebung gerne den Garten nach Leckerbissen durchforsten. Die Vögelchen waren neugierig und zutraulich – und mutig genug, um mir auf die Hand zu fliegen! Das war ein herzerwärmender Moment, den ich in der Stadt so nie hätte erleben können.

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Sich auf das Erlernen neuer, einfacher Aufgaben zu konzentrieren, fühlte sich extrem befreiend an – meine Schultern entspannten sich, als ich Feuerholz hackte. Meine Lungen atmeten auf, als ich durch das Bambusrohr blies, mit dem ich die „Irori“, die eingelassene Feuerstelle, auf traditionelle Weise vorbereitete. Und ich fühlte mich völlig ausgeglichen, als wir alle zusammen um die Feuerstelle saßen und Momente der Verbundenheit erlebten.

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Um die Irori herum genoss ich aber nicht nur die erstaunliche Gastfreundschaft, sondern auch die fantastische traditionelle Iya-Küche. Einiges davon durfte ich unter Anleitung meiner Gastgeber selbst zubereiten, wie zum Beispiel die Iya-Buchweizennudeln („Iya-Soba“). Da die Böden in Nishi-Awa für den Reisanbau ungeeignet sind, werden von alters her Buchweizen und Hirse angebaut. Diese sind auf den steilen Böden leichter zu kultivieren und gehören zu den Grundnahrungsmitteln der Menschen hier.

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Auf der Irori haben wir „Hirarayaki“ zubereitet, ein regionales Gericht, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dabei werden auf einer Eisenplatte eine Vielzahl von Delikatessen aus Iya zubereitet, wie z. B. Amego-Süßwasserfisch, Iya-Kartoffeln, handgemachte Konjakwurzel-Ballen und Iya-Tofu, garniert mit einer reichlichen Portion Miso, einer fermentierten Sojabohnenpaste, die mit ihrem leicht süßen Geschmack die rustikalen Aromen der Zutaten perfekt ergänzt. Ebenfalls zwei Stunden lang auf knisternder Holzkohle gegrillt wurden perfekt knusprige Amego-Spieße und saftige Shiitake-Pilze, die ich selbst im Garten gepflückt hatte.

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Das Abendessen wurde komplett auf der Irori zubereitet. Die Nakayamas hatten ein komplettes Menü mit den köstlichen Spezialitäten von Nishi-Awa zusammengestellt: leckeres, in dünne Scheiben geschnittenes, gebratenes Wildfleisch, von der Familie selbst gezüchtetes Wildgemüse und eine Schüssel mit fluffigem, duftendem Reis, der auf traditionelle Weise in einem „Hagama“-Kochtopf gedämpft wurde – eine Seltenheit heutzutage. Mein persönlicher Favorit war das Soba-Haferbrei, bei dem die gewohnte japanische Suppe mit köstlichen Buchweizenkörnern verfeinert wird.

Trip Shikoku no Kawa no Annainin: Erkunden Sie die weite Natur von Nishi-Awa mit den Einheimischen

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Gemeinsam mit den einheimischen Reiseleitern konnte ich außerdem die weitläufige Natur von Nishi-Awa kennenlernen. Wir erkundeten eines der auffälligsten Ausflugsziele der Gegend: den mächtigen Fluss Yoshino. Mit einem der größten Wasservolumina Japans und einer Breite von etwa 1,3 Kilometern bot der blaue, kristallklare Fluss einen beeindruckenden Anblick. Da die besondere Landschaft und die wechselnden Strömungen entlang der Strecke den Fluss zu einem der weltweit besten Orte für River-Rafting und Kajakfahrten machen, konnte ich es kaum erwarten, in mein Kajak zu steigen und es selber auszuprobieren.

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Ich war froh, dass ich mich auf den professionellen Reiseleiter Takeshi Ushio von „Trip Shikku no Kawa no Annainin“ verlassen konnte. Er vermittelte uns neben den spaßigen Outdoor-Aktivitäten auch einzigartige Einblicke in die Region und erklärte uns, welche Rolle die Flüsse in der Geschichte und der Landschaft der Region spielen. Die Kajakfahrt auf dem Yoshino-Fluss und seine Erklärungen über die Tier- und Pflanzenwelt entlang der Strecke gaben mir einen wertvollen Einblick in die Seele der Region.

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Mein Kajak-Abenteuer begann auf einem kleinen Sandstreifen, der sich in der Mitte des Flusses bildet und je nach Strömung seine Form verändert. Mit der Unterstützung meines Reiseleiters machte ich mich mit dem Kajak und dem Gelände vertraut und lernte ein paar Tricks, um einen Tag in der Wildnis zu erleben, wie z. B. wie man ein Lagerfeuer entfacht und darauf Kaffee kocht. Und während ich so meinen Kaffee inmitten des Yoshino-Flusses trank, am Feuer saß und plauderte, fühlte ich mich für einen Moment wie einer dieser Entdecker, die aufregende Abenteuer in unbekannten Ländern erleben!

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Kajakfahren gibt mir immer ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Freiheit, da man einfach nur paddeln muss und seinen Geist freimachen kann. Die vielfältige Landschaft entlang der Strecke wirkt dabei sehr entspannend. Der Fluss Yoshino zeichnet sich durch eine sich ständig verändernde Landschaft aus. Daher war es leicht, die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen und in die Natur einzutauchen, während man die ruhige und entspannende Atmosphäre des Flusses auf sich wirken ließ.

Verbringen Sie einen Tag mit Einheimischen inmitten der Traditionen einer der unberührtesten Regionen Japans

Bei einer Erkundung der Region Nishi-Awa können Sie eine einzigartige und über Jahrhunderte hinweg erhaltene Lebensweise entdecken. Die lokalen Traditionen, schlicht und naturverbunden wie sie sind, zusammen mit den alten, versteckten Dörfern und den malerischen Orten in der Natur zeigen Ihnen, wie Sie sich selbst wiederentdecken können!

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Tokushima

Hier befinden sich viele touristische Anziehungspunkte wie die Naruto-Meerenge, wo man einen der größten Wirbelströme der Welt bewundern kann, und das Iya-Tal, das jeden, der diese zauberhafte Naturlandschaft sieht, in seinen Bann zieht. Das traditionelle Awa Odori-Tanzfest, das von 1,3 Millionen Touristen bevölkert wird, ist ein Muss.

Tokushima