Kunst & Kultur

Isamu Noguchi Garden - Einblicke in das Reich des Meisterkünstlers

Isamu Noguchi Garden - Einblicke in das Reich des Meisterkünstlers

Die Kuratoren des Isamu Noguchi Gartenmuseums Japan bewahren gerne das Geheimnis rund um den Meister der Bildhauerkunst.

Versteckt in Mure, eine Stadt der Steinmetze auf der Insel Shikoku, Außenwerkstätte prägen das Straßenbild und massive Steinplatten stehen neben fertig bearbeitenden Exemplaren, in Form von Pagoden, Laternen und Buddha-Statuen.

Steinmauern umzäunen den Garten wie ein Schloss und versperren den Blick in den Garten. Besucher müssen eine Führung im Voraus buchen. Da es keine direkte Bus- oder Zugverbindung in Takamatsu gibt, hatte ich für die Reise ein Auto gemietet. Jetzt bemerkte ich ein paar andere ausländische Gesichter unter der Menge, während wir auf den Beginn der Tour warteten.

“Ist es für Besucher schwierig hier herzufinden?”, frage ich eine Mitarbeiterin in der Nähe.

Sie antwortet: “Ja, aber ich denke, Sie genießen die Suche. Herr Noguchi war niemand, der die Dinge leichtgenommen hat und ich denke, diejenigen, die es hier schaffen, wissen es zu schätzen die Entdeckung für sich selbst zu machen.”

Isamu Noguchi ist ein japanisch-amerikanischer Künstler, der Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurde. Sein Leben lang hielt er die Verbindung zu beiden Ländern aufrecht und diese doppelte Präsenz blieb auch nach seinem Ableben vorhanden, sowohl mit diesem Gartenmuseum in Takamatsu als auch mit einem weiteren Museum in New York. Viele seiner Arbeiten lassen sich von seiner doppelten Identität inspirieren und er ist vielleicht am berühmtesten für sein Design der Akari-Laterne: Bambus als Gerüst und Washi Papier als Lampenschirm. Ein Design, welches heute in Wohnzimmern auf der ganzen Welt allgegenwärtig ist.

Seine Arbeit mit Steinskulpturen in dieser kleinen Steinmetzstadt Mure begann zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben, als Noguchi 65 Jahre alt war. Er arbeitete mit einem jungen Steinmetz namens Masatoshi Izumi zusammen, der in seinen Zwanzigern war und heutzutage den Garten beaufsichtigt, in dem Noguchis Kreationen ausgestellt sind.

Die Reiseführerin begleitet uns, eine Gruppe von etwa 30 Leuten, vorbei an Hügeln aus unbearbeiteten Steinblöcken, deren Ränder mit quadratischen Schnitten versetzt sind, welche von den traditionellen Minenwerkzeugen stammen. Wir kommen zum Bambustor des Steinkreises, der eigentliche Eingang zum Gartenmuseum. Wir haben 30 Minuten Zeit, es zu genießen. Die Führerin weist darauf hin noch einmal die Regeln in unserem Reiseführer zu lesen bevor wir eintreten.

Es gibt ein paar Regeln im Gartenmuseum, die einfach und eindeutig auf Englisch aufgelistet sind: kein Essen, keine Getränke, kein Rauchen, kein Berühren der Kunstwerke, keine Fotos, keine Videoaufzeichnungen. Mein Audiorekorder wird schnell der Liste hinzugefügt, da ich gebeten werde, ihn wegzupacken. Als sich das Bambustor öffnet und wir über den Sand laufen, der anscheinend im Stil eines buddhistischen Tempels geharkt wurde, rennen besorgte Eltern ihren Kindern hinterher um sie von den Steinen fernzuhalten.

Während ich umherwandere, bemerke ich starke Kontraste zwischen den Skulpturen: helle und dunkle Farben arbeiten in abwechselnden Mustern, langgezogene Felsen stützen oval geformte und es gibt viele verschiedene polierte und raue Oberflächen. Eine solche Anordnung von Formen zieht einen an und ich kann die Kinder und ihren Wunsch, mit diesem ungewöhnlichen Spielplatz in Berührung zu kommen, verstehen.

Noguchis Stil wird als Wandelbar bezeichnet. Man hörte ihn oft sagen: “Wir lernen aus dem Stein.”
Eine Lektion, die auch in unserer Führerin nachhallt und die uns vermittelt, dass sich auch ihr der Garten jeden Tag mehr und mehr offenbart.

“Es ist keine Frage des Alters, denke ich. Obwohl ich mich dem Alter nähere, während Noguchi daran arbeitete. Stattdessen werden mir die Lektionen, die Noguchi in seine Arbeit einbringt, mit zunehmender Lebenserfahrung, klarer.”, erklärte sie sich.

Wie Michelangelo hinterließ Noguchi unfertige Statuen, die im Garten neben den vielen schönen fertigen Statuen existieren. Als ich an einem einfachen, flachen Quadrat aus Stein vorbeikomme, frage ich mich, um was es sich dabei handelt.

Zwei seiner berühmtesten Felsenskulpturen befinden sich in einem alten japanischen Lagerschuppen, einem sogenannten Soko. Die Decke des Sokos ist sehr hoch, mit freiliegenden Holzbalken und Schatten, die sich in den Ecken sammeln. Ich bin in dem Moment gefangen. Eine Tür, die sich über die gesamte Höhe des Sokos erstreckt, ist einen Spalt geöffnet und ermöglicht das Eintreten eines schmalen Sonnenstrahls, gemustert mit den Blättern einer in der Nähe wachsenden Weide. Die Schatten tanzen und fließen wie Wasser, in der sanften Briese fallen sie unbekümmert auf eine Bank, auf der einige andere Besucher sitzen. Aus dem Blickwinkel von wo ich stehe, kann ich die Skulptur auf die sie alle starren, nicht sehen. Ich habe das Gefühl, als wären sie Teil des Kunstobjekts geworden. Ich ging in den Raum, um die Skulptur zu sehen, der sie ihre Aufmerksamkeit schenkten. Es ist ein riesiger, schwarzer, polierter Ring aus Quarz und während man es auf der Bank sitzend anstarrt zieht es jegliche Aufmerksamkeit, Gedanken und Bewegung der Betrachter an. Der treffende Name lautet “Energie der Leere”. “Die Sonne um Mitternacht”, eine perfekt runde Schleife aus schwarzem und orangefarbenem Ebenholz, steht am anderen Ende des Sokos.

Weitere Gegensätze: draußen in der Sonne, es ist heiß, hell, spartanisch, unvollendet.
Drinnen ist es kühl, düster, ein grasartiger Geruch, der von den Wänden aus Erde des Sokos ausgeht, mit großartig vollendeten, polierten Werken.

Wir gehen zur zweiten Hälfte des Freilichtmuseums: das Zuhause & Atelier und dem nahegelegenen Skulpturenpark. Die Führerin deutet auf einen massiven Wasserfall aus Steinen, den Noguchi in den Hang gebaut hat.

Das Haus ist ein traditionelles, hölzernes Gebäude mit schmalen Latten, durch die wir spähen, um zu sehen, wo der konzentrierte Künstler nach Stunden der langen Arbeit ruhte und oft Pläne für den folgenden Tag beim Abendessen mit Izumi besprach.

Hinter dem Haus, eine Steintreppe hinauf, ist ein Rasenplatz und ein aufgeschütteter abgerundeter Hügel. Von hier oben blicke ich auf Noguchis Steingarten und die Hügel rund um Mure. Ich frage mich, was ihn wohl dazu gebracht hat, die Natur im kleinen und Zarten aber auch im Großen und Ganzen zu verändern.

Die Tour endete und wir machten uns auf den Weg zurück zu zwei stehenden Monumenten, bei denen wir die Erlaubnis hatten ein Foto zur Erinnerung an unserer Reise, oder auch für zukünftige Inspirationen zu machen.

Fotos: The Isamu Noguchi Foundation of Japan Text von Felicity Tillack

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