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Akiyoshidai Karst-Ebene und Akiyoshido-Höhle - 350 Millionen Jahre geologische Geschichte

Akiyoshidai Karst-Ebene und Akiyoshido-Höhle - 350 Millionen Jahre geologische Geschichte

Da ich mich in der Vergangenheit öfter verirrt habe als ich zählen kann, war die Ankunft in der Akiyoshidai-Karst-Ebene in der Stadt Mine, gelegen in der Präfektur Yamaguchi, schwieriger, als ich erwartet hatte, aber andererseits ist Orientierung nicht wirklich meine Stärke. Dennoch schaffte ich es, die Ebene zu finden und parkte das Auto im Tal, um als Ausgleich zur langen Autofahrt den steilen Weg zu Fuß zu erklimmen. Nach einer kleinen Wanderung wurde ich von den sanften Hügeln begrüßt, die mit weißem Kalkstein gespickt waren.

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Ebenen aus Karststein stellen einen ungewöhnlichen Anblick dar.

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Von nah kann man sich vorstellen, wie die Karststeine einst Korallenriffe im Meer waren.

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Der Kaffee in Karstar bietet den nötigen Koffeinnachschub.

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Der Eingang zur Akiyoshido-Höhle in der Stadt.

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Das Höhleninnere ist abwechslungsreich und faszinierend.

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Das schöne Wechselspiel von Farben und Schatten bietet einen fesselnden Anblick.

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Die terrassenförmigen Kalksteinbecken gefüllt mit Wasser sind bezaubernd.

Ich erlaubte mir, einen Augenblick innezuhalten, die frische Luft einzuatmen und über die grünen Felder zu schauen. Ich konnte meine Schultern entspannen und einige der Autofahrt-bedingten Knickstellen an den Beinen und Armen entfernen.

Die Akiyoshidai-Hochebene ist gewissermaßen ein Park mit etwa 4.502 Hektar Fläche. Ja, es ist riesig. Ich war fasziniert von dem vor mir liegenden Anblick, ein starker Kontrast zu den grünen Hügeln, durch die ich den ganzen Tag gefahren bin. In der Tat sah das ganze Gebiet so aus, als wäre es aus einem völlig anderen Land oder gar einem Planeten verpflanzt worden.

Von meinem Standort im Besucherzentrum sah es so aus, als würden sich die Hügel endlos weit erstrecken. Ein atemberaubender Anblick. Nachdem ich einige Minuten umherirrte, um das schöne Licht der Nachmittagssonne mit meiner Kamera einzufangen, gab ich es auf und entschloss mich, ein paar Informationen zu sammeln.

Das quirlige Personal begrüßte mich überschwänglich und gab mir viele Informationsblätter, sowohl auf Englisch als auch auf Japanisch. Ich war ebenfalls aufgeregt, als ich ein Café mit einer Espressomaschine sah - einem perfekten Ort, um all diese neuen Informationen aufzunehmen und den dringend benötigten Koffeinschub zu bekommen. Es stellte sich heraus, dass das Café tatsächlich einen guten, frischen Kaffee zubereitete. Ich war begeistert.

Mit aufgeladener Energie erklomm ich die Stufen zur Aussichtsplattform um einen noch höheren Aussichtspunkt zu erreichen, von wo aus mich eine grandiose Aussicht erwartete, die mich auch nicht enttäuschte. Der nächste Tagespunkt: die faszinierenden Steine aus nächster Nähe betrachten.

Also ging ich hinaus in die grünen Felder, um das zu untersuchen, was vor 350 Millionen Jahren einmal als Korallenriffe auf dem Meeresgrund gelegen hatte. Das Weiß des Kalksteins bildet wirklich einen auffallenden Kontrast zu den umgebenden grünen Pflanzen, an manchen Stellen ging es mir sogar bis an die Schultern.

Zeitdruck zwingte mich weiterzugehen und an mein nächstes Ziel zu kommen. Ich war in Eile, denn die riesige Höhle unter dem Berg sollte bald für heute schließen. Also frage ich dieses Mal direkt nach dem Weg und sprang ins Auto, um am Fuß des Berges zu parken. Zwar gibt es einen Aufzug, der einen direkt nach unten zur Höhle befördert, aber der schließt etwas früher als der ebene Eingang und ich wählte den anderen Weg, um mich in die Unterwelt zu begeben.

Nachdem ich durch die Stadt geschlendert bin, kaufte ich mein Ticket bei einem Verkäufer, der mir erzählte, dass ich, wenn ich meinen Reisepass vorweise, einen Rabatt von 500 Yen bekommen kann. Zum Glück habe ich das navyfarbene Buch griffbereit und sparte mir das nötige Geld für die Schüssel Ramen, die ich vorhin gesehen habe.

Als ich mich der Höhle näherte, wusste ich nicht recht, was mich gleich erwarten würde, aber das Wasser, das am Eingang in den Fluss strömte, war kristallklar und gab einen starken Hinweis darauf, dass etwas Besonderes auf mich wartete.

Ein einzelner, riesiger Fisch spielte in der starken Strömung und ließ mich fragen, welches Leben ich im Inneren finden würde. Ich vermutete Fledermäuse, als ich allein in die riesige Höhle ging. Ich war nicht darauf vorbereitet, so überwältigt zu sein, aber es fühlte sich so an, als würde ich mich auf eine Reise zurück in diese wundersame unterirdische Welt begeben. Wie eine Geschichtsstunde enthüllten die Felsformationen die Geheimnisse vergangener Zeitalter, die unter der physischen Gegenwart neuer Zeitalter und Umgebungen in sich zusammenfielen.

Hier überblenden sich Lichtschatten und Farben und schaffen so ein subtiles Spektakel, eine Unheimlichkeit, die durch den Klang des sich vermischenden Wassers verstärkt wird. Diese wässrige Symphonie war die begleitende Musik für jeden Schritt, den ich machte. Während die Felsdecke immer höher zu steigen scheint, scheinen die Lampen, die den erhöhten Laufsteg unregelmäßig beleuchten, doppelt so schnell kleiner zu werden, während sie in der Ferne und hinter Ecken entweder plötzlich oder allmählich in der Dunkelheit verschwinden.

Auf halber Strecke - obwohl mir das beim ersten Durchgang nicht bewusst war - wird das Wasser still, vielleicht tief genug, um weiter unten zu fließen. Dieser stille Teich bildet einen perfekten gläsernen Spiegel, der die hohe orangefarbene Felswand in der Nähe reflektiert.

Nur ein paar Schritte weiter und Kalkstein scheint in Becken der Stille wie Kaskaden herabzustürzen und terrassenförmig angelegten Bädern aus weißem Stein zu ähneln. Ich bleibe stehen und bin allein in der Dunkelheit. Es scheint ein ganz besonderer Moment zu sein, die Zeit und die Freiheit zu haben, innezuhalten und die Natur tief in der Erde zu betrachten. Aber das einzige, was ich jetzt bewundern kann, ist die Schönheit der Kurven und Farben.

Ich führe meinen Weg bis zum Ende fort, ehe ich zurückgehe und die Namen der verschiedenen Szenerien und Steinformationen notiere. Das scheint mir jedoch alles irgendwie sinnlos zu sein in Anbetracht der geologischen Geschichte. Auf meinem Rückweg halte ich verzweifelt Ausschau nach Fledermäusen, werde aber leider enttäuscht.

Aus den dunklen Tönen, die normalerweise unter der Erde verborgen waren, traten die Herbstfarben heller und die Welt größer hervor und auch die Luft schien mir süßer als je zuvor. Die Welt draußen fühlte sich irgendwie anders an nach meinem 40-minütigen Abenteuer durch 300 Millionen Jahre und wieder zurück.

Fotos von Julian Littler & Mine City, Text von Julian Littler

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Yamaguchi

Yamaguchi ist von Meer, Bergen und Flüssen umgeben und erfreut sich eines milden Klimas, welches das ganze Jahr über angenehm ist. In Hinsicht auf Naturschönheiten hat die Präfektur mit einer Küstenlinie von zirka 1.500 Kilometern viel zu bieten. Eine der drei berühmtesten Brücken in Japan, die Kintai-Kyo, und andere Sehenswürdigkeiten sind lohnende Ziele, und Fugu (Kugelfisch) ist ein delikates Wintergericht.