Erholsamer Aufenthalt

Ganjima Bessou – Der Ausblick auf das Wasser und die hervorragende Küche der Weltkulturstadt Hagi

Ganjima Bessou – Der Ausblick auf das Wasser und die hervorragende Küche der Weltkulturstadt Hagi
  • ZIELORT
    Yamaguchi
  • VERWANDTE SCHLAGWÖRTER
  • LETZTE AKTUALISIERUNG
    16. Oktober 2019

Ich mache mich auf den Weg über eine schmale Straße am Fluss entlang. Als erstes bemerkte ich die festgemachten Fischerboote überall. Als mein Blick nach oben geht stelle ich fest, dass ich von Bergen umgeben bin. Vor mir erstrecken sich zahlreiche Gipfel am Horizont des Japanischen Meeres. Ich bin nach Hagi gekommen, um mir das Weltkulturerbe anzusehen, habe aber nicht mit solch einer fesselnden Szenerie gerechnet, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Am Kai angereihte Boote sind ein Indikator für hervorragende Meeresfrüchte.

Die raffinierte Atmosphäre der Lobby lässt nur erahnen, was einen erwartet.

Ein atemberaubender Blick auf die Berge, den Fluss und das Meer erwarten dich, wenn du den Balkon betrittst.

Die elegante Einfachheit des japanischen Zimmers, bevor das Personal den Futon für deinen nächtlichen Schlaf ausbreitet.

Traditionelle japanische Kaiseki-Küche mit französischem Einfluss ist eine Essenserfahrung, die du nicht so schnell vergessen wirst.

Hergestellt aus reinstem Wasser ist der lokale Nihonshu erstklassig und ergänzt das Menü hervorragend zugleich.

Ich parke vor meinem Hotel, dem Wa no Auberge Ganjima Bessou, und stelle fest, dass ich von meiner Unterkunft aus einen hervorragenden Blick auf das Wasser habe, dessen Ursprung der Abu-Fluss ist, welcher auf einer ungewöhnlichen Route ins Meer mündet. Auf dem Weg zum Eingang denke ich, dass ich mit dieser Aussicht äußerst zufrieden bin.

Nachdem ich an einem großen Tisch in der Lounge sitzend meinen Check-in getätigt habe, werde ich zu meinem Zimmer gebracht. Ich genieße den Anblick, der sich mir auf dem Weg bietet.

Auf dem fünften Stock, genau über der Flussmündung und mit Blick auf die See bergiger Inseln, gleiten Habichte über das in der Abenddämmerung schimmernde Wasser. Wie der Himmel dunkler wird und die grazilen Vögel verschwinden, wird die Nacht leiser. Nach einem Tag voller Reisen, sehne ich mich nach einem heißen Bad vor dem Abendessen, nicht nur um mich von den Strapazen der Reise zu reinigen, sondern auch um Körper und Geist für die kommenden Leckerbissen im Ganjima Bessou vorzubereiten.

Als wenn der Blick allein nicht genug wäre, war ich in der Lage, mir den “Special Room” mit dem Onsen im Badezimmer und den Türen, die sich direkt auf den Balkon öffnen, zu sichern. Da ich eine Person bin, die leicht von japanischen heißen Quellen besessen ist, nehme ich mir fest vor, nach dem Abendessen das Bad und den Nachthimmel zu genießen.

Berühmt für sein reines Wasser und hervorragenden Nihonshu, oder japanischen Sake, hat die Stadt Hagi einen Gourmet-Partner in Ganjima Bessou gefunden. Für mein mehrgängiges Kaiseki-Bankett, inspiriert von der französischen Küche, werde ich durch das Restaurant zu einem privaten Zimmer mit Schiebetüren geführt. Schuhe ausgezogen und schon bin ich auf den Tatami.

Frische saisonale Zutaten, die in kleine Miniaturkunstwerke verwertet wurden, präsentieren sich in solch einer Art, dass ich sie vor jeden Bissen zunächst bewundere. Ich frage mich, wie lange man dieses kulinarische Kunstwerk betrachten kann, bevor man es verkostet. Nicht zu lange, entscheide ich mich und beginne kleine Bissen zu nehmen, so langsam wie möglich, um das subtile Wechselspiel aller Aromen auf meiner Zunge zergehen zu lassen.

Jeder Gang präsentiert etwas Neues vom Meer, Land und Fluss. Nichts enttäuscht. Ich bin nicht überrascht zu erfahren, dass Ganjima Bessous Küche komplett unter Supervision eines renommierten Kochs steht, der ebenfalls in einem französischen Bistro in Tokyos schicker Gegend Daikanyama verantwortlich ist. Die mir gebotenen kulinarischen Kreationen sind ausgezeichnet und jede Speise war nicht nur köstlich, sondern in ihrer Komposition verblüffend.

Meine kleine Flasche Chomonkyo Nihonshu ist ein exzellenter japanischer Sake, der in genau dieser Stadt hergestellt wird und mein Mahl perfekt betont. Ich fühle, dass ich das Viertel der Stadt für Feinschmecker gefunden habe. Von Frankreich inspirierte japanische Küche, scheint in Japan immer köstliches Essen zu versprechen, aber heute Abend habe ich den Jackpot gezogen.

Ich habe früh am Abend gespeist, deswegen hat sich das stille Restaurant, das mich noch am Anfang in Empfang genommen hat, gegen Ende des Menüs in ein mit Lachen gefülltes verwandelt. Allerdings habe ich von den neuen Zugängen in meinem privaten Esszimmer nichts geahnt. Den Kellner bittend, meine besten Komplimente an den Koch weiterzuleiten, gehe ich auf mein Zimmer, um ein heißes Bad einzulassen.

Mittlerweile ist der Himmel komplett dunkel. Ich setze mich für einen Moment hin, um die Stille zu genießen, ehe ich das Bad einlasse. Plötzlich höre ich von irgendwoher Geplätscher. Zunächst erkenne ich nichts als ich nach unten spähe, doch zu meiner Überraschung sehe ich einen großen Fisch aus dem Fluss springen und wieder ins lichtlose Wasser fallen.

Für einen kurzen Augenblick offenbart sich mir die mächtige Kraft der hiesigen Natur, als sei sie greifbar. In Wahrheit war es einfach der Frieden meiner Umgebung und der plötzlich nach Insekten schnappende Fisch mitten in der Nacht, die sich mir, einem gewöhnlichen Reisenden aus einem weit entfernten Land, offenbart haben.

Das lange Bad mit den offenen Türen fühlt sich wie ein lang verdienter Moment nach einem besonders aktiven Tag an. Ich bin glücklich hier zu sein, am Rande von Japan, umgeben von Meer und Bergen, untermalt mit einem Soundtrack der Natur.

Fotos & Text von Julian Littler

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Yamaguchi

Yamaguchi ist von Meer, Bergen und Flüssen umgeben und erfreut sich eines milden Klimas, welches das ganze Jahr über angenehm ist. In Hinsicht auf Naturschönheiten hat die Präfektur mit einer Küstenlinie von zirka 1.500 Kilometern viel zu bieten. Eine der drei berühmtesten Brücken in Japan, die Kintai-Kyo, und andere Sehenswürdigkeiten sind lohnende Ziele, und Fugu (Kugelfisch) ist ein delikates Wintergericht.