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Indigo Batik: Eine Stunde bis zum Handgelenk tief in der japanischen Geschichte und Kultur

Indigo Batik: Eine Stunde bis zum Handgelenk tief in der japanischen Geschichte und Kultur

Der Geruch trifft dich als erstes. Der starke Geruch von Fermentation – ein beißender Geruch wie nasser Hund weht vorbei, während die Arbeiter des historischen Museums in Aizumi- cho, Bündel von Fäden in Bottiche mit Indigo tauchen. Beim Reisen geht es darum Erfahrungen zu machen und ich bin hier um mich an diesem traditionellen Handwerk zu versuchen.

Indigo wird in Japan täglich fermentiert und benötigt täglicher Pflege. Die Mitarbeiter des Aizumi Museums verfüttern Zucker und Sacke an die Mischung und überprüfen den Zustand ihrer Fässer.

Die Farbe der Blässchen an der Oberfläche, verrät das Alter und den Zustand der Mischung.

Ich mache ein Shibori- Muster mit Holzbrettern, um die Farbe abzufangen.

Das Ergebnis des Faltens und Bindens ist ein schönes, klares Muster, das sich vom Blau abhebt.

Ich hänge meine Arbeit zum Trocknen auf.

Halten Sie auf dem Heimweg an, um sich eines der wundervollen fertigen Stücke des Meisters anzusehen oder zu kaufen.

Indigo ist eine der weltweit ältesten Formen um zu färben, mit einer Geschichte die bis zu 1200 Jahre in Japan zurückgeht. Selbst in der heutigen Kultur findet Indigo seinen Platz, indem es als Farbe für das Logo der kommenden olympischen Spiele in Tokio dient.

Das historische Museum von Aizumi, auch bekannt als Ai no Yakata, dient als Sammlung und als Fest der traditionellen Handwerkskunst. Während der Eingang sehr modern ist, so sind die Ausstellungshalle, der Werkraum und das kleine Museum selbst schöne, instandgehaltene Gebäude, welche über 200 Jahre alt sind. Auf dem Hof stehen lebensgroße Statuen, die eine Indigo- Ernte aus vergangenen Jahrhunderten darstellen und Dioramen im Museum zeigen detailliert jeden Schritt des gesamten Prozesses, neben einer großen Sammlung der verschiedenen Werkzeuge, die verwendet werden.

Der Werkraum ist gut besucht, obwohl ich heute Nachmittag die einzige Studentin bin. Das Museum ist der Ort für Lehrer und Schüler aus ganz Japan, um Werke anderer zu betrachten und für lokale Grundschüler auch der Ort, um ihre eigenen Werke auszustellen. In der Mitte steht ein großer Betontisch mit Metallwannen, umgeben von Frauen, die Bündel eintauchten und ausdrücken. Ein älterer Mann ist von Kopf bis Fuß in Blau gekleidet: Jeans, Jacke, Polo und Unterhemd sind in Indigo gefärbt. Er bringt eine Hanshin Tiger Happi Jacke heraus, um sie uns zu zeigen. Während ich heute eine Art von Shibori praktiziere, bei welcher Falten in meinem Handtuch verhindern, dass Farbe durchsickert, werden die aufwändigeren Designs auf Kimono, Schals und sogar Holzutensilien unter Verwendung von Schablonen und japanischem Reiskleber erzeugt, von denen Beispiele überall im historischen Museum von Aizumi zu sehen sind. Der Lehrer zeigt mir stolz Fotos, als der Designer des olympischen Logos in Tokio das Museum besuchte und die spezielle Schablone, die er für sie angefertigt hat.

Er zeigt auf Graffitis in den Ecken des Raums, die im Laufe der Jahrhunderte von anderen Indigo-Färbern gezeichnet wurden. Er erzählt mir, wie Indigo in Japan einst eine sehr martialische Assoziation hatte: Die Polsterung unter der Rüstung der Krieger war, aufgrund der schweißhemmenden und medizinischen Eigenschaften, in Indigo gefärbt. In der Edo-Ära wurde die Indigo Farbe allgegenwärtig und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts trugen alle, von den Postangestellten bis hin zu Lokführern der japanischen Eisenbahn, Kleidungsstücke, die mit Indigo gefärbt waren.

Ein andere Lehrerin kommt vorbei, um mir zu zeigen, wie ich mein Handtuch wie ein Origami falte und es fest zwischen zwei schmale Holzbretter, die mit einem Gummiband umwickelt sind, binde.

Ich ziehe mir Handschuhe an, während sie mit geschultem Auge über die Bottiche blickt, den Holzdeckel des einen hochhebt und dann den nächsten auswählt. “Dieser hier”, entscheidet sie, “Er ist besser.” “Woher wissen Sie das?” fragte ich. “Die Farbe der Blasen”, erklärt sie, „Sie sehen mir sehr ähnlich.“

Der Bottich ist warm, als ich mein Handtuch für eine Minute, nach der kleinen, pinkfarbenen Eieruhr am Rande, eintauche. Ich presse sämtliche Flüssigkeit heraus und sehe einen grünen Schimmer auf dem Tuch.

“Öffne es”, sagt sie, “und lass es an der Luft ziehen.” Dies ermöglicht es dem Indigo zu oxidieren und das Blau hervorzubringen. Noch zweimal tauche ich mein Handtuch ein. Erst wenn ich es in sauberes Wasser getaucht habe, kommt das schöne Blau voll heraus, während sich ein heller, weißer Bogen über die untere Ecke zieht.

Ich hänge mein Handtuch zum Trocknen auf. Während die Frauen wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren, nehme ich mir einen Moment im Innenhof und genieße diese Szene. Das warme, späte Nachmittagslicht dringt durch die dunklen Holzwände und Dachziegel ein. Es weht der Duft des Indigos, der jetzt etwas weniger beißend ist als zuvor und für einen Moment fühle ich mich in der Zeit zurückversetzt.

Fotos von Jason Haider & Text von Felicity Tillack

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