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Die bewundernswerten, lebhaften Korallenriffe von Ehime! Eine eintägige Schnorcheltour

Die bewundernswerten, lebhaften Korallenriffe von Ehime! Eine eintägige Schnorcheltour

Das Nanyo-Gebiet, im südwestlichen Teil der Präfektur Ehime, besitzt sein eigenes einzigartiges Klima und eine eigene Kultur. Darunter auch die reiche Natur des Uwakai-Meeres mit der Riasküste und dem Karstland von Shikoku die malerischen Stadtlandschaften von Ozu, Uchiko und Uwa, und die lokale Küche, die das Beste aus der Fülle der Natur macht. Das Gebiet hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen, teilweise aufgrund der Verlängerung der Schnellstraße von Matsuyama, der zentralen Stadt der Präfektur Ehime, nach Uwajima, was die Region leichter zugänglich macht. Dieses Mal nahm ich an einer Schnorcheltour teil, um die seltenen tropischen Fische und Korallenriffe vor der Küste von Uwakai, in der Gegend von Nanyo, zu bewundern.

Schnorcheln vor der Küste von Uwajima in der Präfektur Ehime, ist nicht die selbstverständlichste Aktivität im Winter. Als ich mir den Wetterbericht ansah, der nachmittags Regen ankündigte, lief es mir schon bei dem Gedanken daran kalt den Rücken runter, unter einer unheilvollen Wolkendecke in das kalte Meerwasser einzutauchen. Es regnete zwar noch nicht, aber unsere E.B. (Easy Breathing, einfaches Atmen) Tauchlehrer, hatten unsere Uhrzeit des Treffens im Hotel um eine Stunde vorverlegt (vor Sonnenaufgang), um einen Vorsprung bezüglich des Wetters zu haben. Damals wusste ich noch nicht, dass das Schnorcheln rund um den Yura-Schrein der Höhepunkt meiner viertägigen Reise nach Setouchi werden würde.

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Die Aufregung wurde immer größer während der Fahrt entlang der Küste von der Stadt Matsuyama. Der Highway war von Wäldern umgeben, die in einen dramatischen Mantel aus niedrigen, nebligen Wolken umhüllt waren, wie man sie nur an einem kalten Wintermorgen sieht. Gelegentlich tauchten wir aus einem Tunnel in einen klaren blauen Himmel ab, der den Nebel über Bauerndörfern in grünen Tälern magisch aufgelöst zu haben schien.

Als wir uns unserem endgültigen Ziel näherten, machten wir einen kurzen Halt an einem Tsushima Yasuragi no Sato, um den lokalen Snack Jakoten zu probieren – mundgerechte Scheiben aus frittierter Fischpaste, traditionell handgefertigt aus kleinen Fischen, die seit der Edo-Zeit (1603-1868) in Uwajima gefangen werden. Sie waren salzig und heiß, und somit die perfekte Vorspeise, um meinen Appetit auf ein lokales Meeresabenteuer zu wecken. Die Straßenstation verkauft auch viele andere lokale Köstlichkeiten, darunter Orangen aus Ehime, deren Zitrusgehalt bekanntlich sehr stark ist. Inzwischen war die Sonne vollständig aufgegangen und draußen wurde es warm. Als die Berglandschaft in feurigem Herbstlaub erstrahlte, fantasierte ich bereits über die Unterwasserfarben und Texturen von Uwajimas lebendem Korallenriff.

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Schon bald erreichten wir den Hafen an der Spitze von Tsushimacho Tsuboi unter einem sanft aufklarendem Himmel. Wir überquerten die Bucht über das flache Korallenriff, vorbei an Perlenfarmen, die von schwimmenden schwarzen Kugeln gekennzeichnet waren und wo jeden Sommer das „Wabune-Boot-Rennen“, eine traditionelle Veranstaltung, am Yura-Schrein stattfindet. Nun war die Bucht vollkommen ruhig und ich stellte mir vor, wie all diese Aktivitäten, die sich um diesen spirituellen Kraftort drehten, auf die unendlich reiche Meereslandschaft anspielten, die unter der Wasseroberfläche verborgen war.

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Am anderen Ufer lockte uns das, dem Meer zugewandte, Torii-Tor des Yura-Schreins (由良神社) an, um dem göttlichen Meerespfad zu seinen Ufern zu folgen. Dieses winzige abgelegene Heiligtum ist der Göttin Suseribime gewidmet.

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Der Schrein ist ebenso göttlich wie dezent – ein täuschend einfaches Holzgebäude, versteckt in einem dichten Wäldchen hinter dem großen Torii-Tor aus Stein und bewacht von zwei steinernen Komainu. Das Dach ist mit kunstvollen Schnitzereien von Drachen, Karpfen und Phönixen verziert. Zu seiner Faszination trägt die Tatsache bei, dass der Schrein nur mit dem Boot erreichbar ist.

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Sobald wir unseren Respekt gezollt und um Schutz auf See gebetet hatten, waren wir bereit, uns wieder in das kalte Nass zu stürzen. Und das war unsere Winter-Schnorchelausrüstung: Ich trug einen kompletten Neoprenanzug über einer Gummiweste mit zusätzlich wärmenden Handschuhen, während die Tauchlehrerin Hiroko einen eng anliegenden Trockenanzug über ihrem leichten Sweatshirt und ihrer Jogginghose trug.

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Überraschenderweise fühlte sich das Wasser überhaupt nicht kalt an. Mein Körper passte sich schnell an, der Neoprenanzug war super elastisch und mit Hiroko voran, hielt sich jeder von uns mit einer Hand an dem kleinen Schwimmgerät zwischen uns fest. Ich musste nur meine Augen offen halten und atmen, mehr nicht.

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Das Erste, was ich sah, war die Koralle direkt unter uns, gesund und gedeihend, in intensiven Farbtönen von Kastanienbraun, Beige bis hin zu Smaragd. Als wir uns entlang des seichten Riffs bewegten, begannen Meeresbewohner aufzutauchen: Fische in Indigo und Himmelblau, bunt gestreifte Anemonenfische, kleine Quallen und größere, längere braune Fische, die sich vor dem Moos tarnten. Als wir gekochte Eierstücke in weiche Stückchen zerbrachen und sie ins Wasser hielten, kamen die Fische noch näher, um hungrig daran zu knabbern.

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Aber der spektakulärste Anblick war ein wirbelnder Kibinago Schwarm (schlanke Sprotten oder silber gestreifte runde Heringe), der plötzlich wie ein schimmernder Meteoritenschauer im Sonnenlicht um uns herum und vor uns her sauste. (Ich hätte nicht erwartet, dass ich diese schlanken, silbernen Körper das nächste Mal auf einem Teller sehen würde.)

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Die Mittagssonne fühlte sich warm und hell an und beleuchtete das gesamte Meeresleben von Uwajimas einheimischem Korallenriff. Ich wollte weiter hinausschwimmen, aber das tiefere Wasser war trüber, also verweilten wir in Ufernähe.

An diesem Tag waren wir die einzigen Leute, die die Bucht besuchten, sodass es sich wie ein privater Schnorchelpool anfühlte. Als erfahrene Taucherin wusste Hiroko genau, wonach sie suchen musste und wo sie es finden konnte und sie sorgte dafür, dass ich mich bei ihr im Wasser rundum wohl fühlte. Ich fühlte mich fast wie Urashima Taro, der durch das Meer zu einem Unterwasserpalast geleitet wurde. Hiroko lachte auf, als ich aufgeregt über die Vielfalt der Meereslebewesen staunte, die sich uns gezeigt hatten.

„Im Sommer gibt es noch mehr Fische“, sagte sie. „Man kann unter anderem auch Schildkröten und Rochen sehen.“

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Obwohl wir genügend Zeit für eine gemächliche Erkundung des Riffs hatten, sonnte ich mich immer noch in den Freuden der Unterwasserentdeckung, als es dann wieder an der Zeit war, ins Boot zu steigen. Ich hatte gerade meine Flossen abgelegt, als Hiroko beruhigendes warmes Wasser in meinen Neoprenanzug goss und mich mit einem spontanen Onsen im Stehen verwöhnte. Dann fuhr Norihito mit dem Boot zurück zum Hafen und bot uns einen letzten Blick auf die glitzernde Bucht mit dem Wind in unseren Haaren und der Sonne im Rücken.

Nachdem ich den Neoprenanzug ausgezogen hatte, machten wir uns auf den Weg zu einem Onsen weiter unten an der Küste in Ainancho, dem Mainstream-Hotspot der Gegend, wenn es um das Tauchen, Schnorcheln und andere Wassersportarten geht. Und gerade, als wir aufbrechen wollten, fing es an zu regnen! Natürlich hatten die E.B.-Taucher unseren Tag mit fachmännischer Voraussicht perfekt geplant gehabt.

Sicher im Onsen angekommen, entspannte ich mich in einem echten Thermalbad, genoss ein leichtes Mittagessen mit Meeresfrüchten und gönnte mir ein erfrischendes Mikan Gelato. Als Hiroko und Norihito uns abholten, waren sie mit dem Aufräumen am Hafen fertig und hatten sogar ein kurzes, Smartphone-freundliches Video von unserem gemeinsamen Ausflug geschnitten. Hiroko hatte unseren gesamten Schnorchelausflug zum Yura-Schrein mit ihrer GoPro sowohl über als auch unter Wasser dokumentiert, damit wir uns auf das Erlebnis selbst konzentrieren und das Abenteuer genießen konnten.

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Zurück in Matsuyama hielten wir am E.B.-Tauchergeschäft für eine entspannte Unterhaltung bei Tee und köstlichen Scheiben rohem Katsuo Tataki (Bonito-Thunfisch) an, die fachmännisch von Norihiko geschnitten wurden, der nebenbei als Barkeeper arbeitet. Ihre Katzen leisteten uns Gesellschaft, als die Taucher von Sichtungen seltener Meereslebewesen vor den Küsten der Präfekturen Ehime und Kochi erzählten, darunter ein leuchtend roter Akaguchi (Sternenhandfisch), der auf einem Foto an der Wand verewigt war. Es war der perfekte Abschluss eines inspirierenden Tagesausflugs in die vertraulichen Gewässer Uwajimas, in dem Wissen, dass Schnorcheln gleichbedeutend damit ist, sich im Seto-Binnenmeer nasse Füße zu holen. Wir alle waren dankbar für das gesunde und gedeihende Korallenriff in Ehime.

Seit 2004 leiten Norihiko und Hiroko Seike-Touren, bilden Taucher aus und verkaufen/ vermieten Ausrüstung über ihre Firma E.B. (Easy Breathing) Divers. Sie können zusammen über 35 Jahre Erfahrung als Tauchlehrer vorweisen und bleiben mit der neuesten Ausrüstung und den aktuellsten Anzügen für ihren Shop auf dem Laufenden – ein All-Inclusive-Schnorchel-Tagesausflug ist also nur der Anfang dessen, was sie einem anbieten können. Darüber hinaus zeugen die üppigen persönlichen Unterwasserfotos an den Wänden und auf der Website von der langjährigen Erfahrung, dem Fachwissen und der Leidenschaft des Taucherpaares.

Als wir uns im Stadtzentrum wieder trennten, verließ mich Hiroko mit einem Augenzwinkern und den verlockenden Worten: „Bis zum nächsten Mal im Sommer!“

Um zum E.B.-Tauchergeschäft in Matsuyama von Tokio aus zu kommen, nehmen Sie die Tokaido-Sanyo-Shinkansen-Linie nach Okayama und steigen dann in die malerische Yosan Limited Express-Linie zum Bahnhof Matsuyama um. Von dort aus können Sie entweder ein Taxi nehmen (15 Minuten) oder zur Straßenbahnhaltestelle Dobashi laufen und die Gunchu-Linie bis zur Haltestelle Kamata nehmen.

Text von Cherise Fong
Fotos von E.B. Divers, Hiroko Seike, Cherise Fong

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